Berliner Wirtschaft 2/2020

In angelsächsischen Ländern spricht man mitunter nicht von Jobs, sondern von Gigs. Roland von Kiedrowski möchten viele auch ein Unter- nehmen gründen. Warum ist das so? Ich glaube, dass es einerseits Verbesserungen im Schulsys- tem gegeben hat. Selbstver- antwortung und Eigenorga- nisation sind besser vermittelt worden. Das sindWerte, die wir uns in Unternehmen immer gewünscht haben. Andererseits hat die Generation andere Vor- bilder – und zwar nicht nur die prominenten US-Internet-Un- ternehmer, sondern auch tüch- tige Gründer aus Berlin. Es gibt auch in Deutschland beeindru- ckende Erfolgsgeschichten von Gründern, die in kurzer Zeit große Firmen aufgebaut, viel Geld verdient und tolle Ideen auf den Markt gebracht haben. Aber die neue Generation will sich häufiger mal woanders ausprobieren. Brauchen aber Firmen nicht Leistungsträ- ger, die ein Leben lang loyal zu einem Arbeitgeber stehen? In dieser Hinsicht hat sich tat- sächlich viel verändert. Das liegt auch an Einflüs- sen aus anderen Kulturkreisen. Wir haben ja eine starke Internationalisierung in den Unternehmen. In den angelsächsischen Ländern spricht manmitunter nicht von Jobs, sondern von Gigs. Also Berufsstatio- nen, die nur für ein, zwei oder drei Jahre angetreten werden, umdannwieder weiterzuziehen. Ich glaube, das wird sich in der Mitte einpendeln. Es wird nicht nur Gigs geben, aber die lebenslangen Firmenzuge- hörigkeiten gehören auch der Vergangenheit an – und das ist auch gut so. Warum? Weil im Jobwechsel auch viele Chancen für dieWei- terentwicklung stecken – für Mitarbeiter und für Unternehmen. Es gibt fast nie ein Schlüsselwis- sen, das nur von einer Person beherrscht werden kann. Wenn es Organisationen gelingt, neue Leute mit hoher Lernbereitschaft zu finden, wird es auch gelingen, das Wissen der ausscheidenden Mitarbei- ter immer weiter zu transferieren. Das Knowledge Management wird dann natürlich wichtiger. ■ Melinda Eggert, IHK-Expertin für New Work Tel.: 030 / 315 10-556 melinda.eggert@ berlin.ihk.de Der Arbeitsplatz von Roland von Kiedrowski. Vor allem in der Digitalbranche ist er tätig FOTOS: AMIN AKTHAR (3), BASTIAN EHL, PRIVAT Roland von Kiedrowski Berater & Coach ist geschäftsführender Gesellschafter der ACT – Advanced Coaching and Training Willer und von Kiedrowski GbR. Zudem ist er Mitgründer der Essensive GmbH, die im Januar an den Start gegangen ist. Jenny Eckermann, IHK-Expertin für New Work Tel.: 030 / 315 10-545 jenny.eckermann@ berlin.ihk.de 31 IHK BERLIN  |  BERLINER WIRTSCHAFT 02 | 2020 SCHWERPUNKT | Interview

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