Berliner Wirtschaft 2/2019

45 berliner wirtschaft 02 / 2019 branchen / Funpreneur-Wettbewerb Funpreneur- Alumnis (v. l.): Noor Edres (Buil- ding Bridges), Stella Bauhaus (Linie 94), Sophia Alexandridis und Michael Rödiger (CaYouBo) Später kaufte Bauhaus einen Doppelde- ckerbus und baute ihn zu einer rollenden Küche und Begegnungsstätte um. Mittler- weile fahren bei der „Linie 94“ drei Busse durchs Land und bringen Menschen zu- sammen, die sich sonst wahrscheinlich nie begegnen würden. „Dass ich nach dem Lehramtsstudium einen Busführer- schein machen und die Prüfung zur Om- nibusunternehmerin absolvieren würde, hätte ich mir vorher nie vorstellen kön- nen“, beschreibt die Sozialunternehmerin die erstaunliche Entwicklung. Essen als verbindendes Element war auch Treiber der Geschäftsidee von Ninon Demuth, Gerrit Kürschner, Carolin Streh- mel und Bontu Guschke. Bei Über den Tel- lerrand kochten sie 2013 gemeinsam mit Asylsuchenden und veröffentlichten im Anschluss erfolgreich deren Geschichten und Lieblingsrezepte. Heute finden im Berliner „Kitchen Hub“ unter dem Mot- to #maketheworldabetterplate fast täglich Koch-, Film- oder Musikabende statt.Wei- tere Kochbücher wurden veröffentlicht. Bundesweit gibt es „Satelliten“, die mit ih- ren Aktivitäten soziale Teilhabe für Men- schen mit Fluchterfahrung ermöglichen. Immer ein persönliches Anliegen Die drei Funpreneur-Teams haben eines gemeinsam: Sie alle sind sog. User Entre- preneure. „Mit ihrer Geschäftsidee verfol- gen sie ein sehr persönliches Anliegen“, er- klärt Professor Martin Gersch vomDepart- ment Wirtschaftsinformatik der Freien Universität. User Entrepreneure haben un- ter den Firmengründungen nur einen An- teil von 10 Prozent. Zwei Jahre später be- trägt ihr Anteil jedoch bereits 50 Prozent. „User Entrepreneure haben also nachweis- lich eine höhere Überlebenswahrschein- lichkeit“, so Professor Gersch. Auch die aktuellen Gewinner stehen hinter ihrer Lösung undwollenweiterma- chen. Das Team von Jam G8 hat ein elekt- ronisches Schlagzeug entwickelt, das in je- de Tasche passt. „Die Idee ist einfach zu gut, um jetzt damit aufzuhören“, erklärt Marc Moosreiner, einer der Gründer. Das klingt nach einer Herzensangelegenheit – also stehen die Chancen auf Erfolg sehr gut. Michael Rödiger und Sophia Alexandridis nahmen im letzten Jahr am Gründungs- wettbewerb teil – und gewannen. Sie entwickelten Taschen für Bücher und gründeten CaYouBo (Carry Your Book) – inzwischen belegen sie beste Produktplat- zierungen in Buchhandlungen im In- und Ausland. „Da wir beide noch studieren, rechnen wir unsere eigenen Arbeitskos- ten noch nicht ein“, erklärt Gründer Mi- chael Rödiger.“ So haben wir von Anfang an Gewinne erzielt.“ Anfangs produzier- ten sie noch im eigenenWohnzimmer, in- zwischen werden die Taschen von einer Werkstatt, in der Menschen mit Behinde- rung arbeiten, hergestellt. Das Gründer- team konzentriert sich derweil auf die Entwicklung eines Geschäftskonzepts für die Zeit nach dem Studium. Lehrerin wird Sozialunternehmerin Stella Bauhaus’ Funpreneurzeit liegt länger zurück. Gemeinsammit einer Kommilito- nin eröffnete sie 2011 für ein Wochenen- de das „RESTaurant“, in dem ausschließ- lich mit aussortierten Lebensmitteln ge- kocht wurde. „Die Idee, Lebensmittel zu recyceln, ist heute weit verbreitet", erzählt die Unternehmerin. „Im Jahr 2011 aber be- traten wir damit – auch rechtlich - echtes Neuland.“ ImRESTaurant zahlte jeder Gast nur so viel er konnte oder wollte. FOTO: ANKE MÜLLER Konzept in Kürze „5 Euros – 5 Wochen“ – diese Grundidee trägt seit dem Winter- semester 2006/2007 den Funpreneur-Wett- bewerb an der FU Ber- lin. Im Wintersemester 2018/2019 fand der 25. Durchgang statt. Studenten-Teams gründen mit symboli- schen fünf Euro Start- kapital ein Unterneh- men und platzieren innerhalb von fünf Wo- chen ein eigenes Pro- dukt am Markt. Studierende aller Fachbereiche können in dem geschützten, uni- versitären Rahmen tes- ten, ob sie Spaß dar- an haben, unternehme- rische Entscheidungen zu treffen. Dabei wer- den sie von Paten aus den Reihen der Wirt- schaftsjunioren Berlin sowie aus dem Netz- werk Unternehmertum der Freien Universität Berlin unterstützt. Möchten auch Sie Funpreneur-Teilneh- mer unterstützen? Dann werden Sie Wirtschaftspate und geben Sie Ihre Erfah- rung weiter! Ansprechpartnerin: Natalie Nirenberg natalie.nirenberg@ fu-berlin.de Weitere Informationen zum Wettbewerb: de-de.facebook.com/ Funpreneur/ wjb.de/funpre- neur-wettbewerb 30 Berliner Hochschulen schicken aus 112 ver- schiedenen Studien- gängen Studierende zum Wettbwewerb.

RkJQdWJsaXNoZXIy MzI1ODA1