Berliner Wirtschaft 2/2019

tur. Hauptaufgabe der Agentur ist die Vermittlung von Wissen über die Bewirtschaftung von Regenwasser vor Ort, mit deren Hilfe die Stadt widerstandsfähi- ger gegenWitterungsextreme gestaltet werden kann. „Grüne Dächer und Fassaden sowie bepflanzte Ver- dunstungs- und Versickerungsanlagen halten eben nicht nur Wasser in der Stadt, erzeugen Verduns- tungskühle und mindern das Risiko von Überflutun- gen im öffentlichen Raum und Überläufen von Ab- wasserkanälen in die Gewässer – sie machen das Le- ben in der Stadt auch angenehmer“, erklärt Dr.  Darla Nickel, Leiterin der neuen Regenwasseragentur. Gründächer nützen Klima und Geldbeutel Insgesamt steht eine breite Palette technischer, stadt- gestalterischer und miteinander kombinierbarer Maßnahmen zur Auswahl. „Wandelt man etwa ein Flach- in ein Gründach um, dann nützt das nicht nur dem Klima, sondern auch dem Budget, denn für Gründächer fällt nur das halbe Regenwasserentgelt an“, so Nickel. „Das gilt auch für Höfe oder Parkplät- ze, die ganz oder teilweise entsiegelt und begrünt oder durch Versickerungsmulden von der Kanalisa- tion entkoppelt werden.“ Eine weitere innovative Maßnahme für ein bes- seres Stadtklima ist das Anlegen eines Firmengar- tens. Die Beispiele des Kreativzentrums Malzfabrik und der diffferent GmbH zeigen sehr deutlich, wie so ein Firmengarten den Klimaschutz unterstützt und gleichzeitig ein Plus an Arbeits- und Lebensquali- tät schenkt. Die Malzfabrik verfolgt ein innovatives Gesamtkonzept. Auf dem 15.000 qm großen Gelände eines alten Industriekomplexes in Schöneberg die- nen zwei bepflanzteWasserbecken als Unterstützung für einen natürlichenWasserkreislauf. Über eine be- reits vorhandene Zisterne wird ein Großteil des Re- genwassers zwischengespeichert und am Ende dem Grundwasser wieder zugeführt. Zugleich bilden bei- de Becken einen zusätzlichen Zwischenspeicher bei Starkregen. Das Wasser verdunstet auf den Oberflä- chen, kühlt die Luft und verbessert zugleich wesent- lich das Mikroklima. Artenvielfalt im Gewerbegebiet Zusätzlich verhindert dieses Ökotop ein Absenken des Grundwasserspiegels und fördert die Biodiversi- tät undArtenvielfalt. „Das ist ein großer Schritt für die Nachhaltigkeit in einem Gewerbegebiet“, freut sich Marleen Venus von der Immobilien Grundstücksge- sellschaft (IGG) Malzfabrik mbH. Und sie kann noch weitere Vorteile der Grünfläche aufzählen: „In den Pausen kann das Areal als Erholungs- und Entspan- nungsort genutzt werden, zusätzlich besteht die Mög- ILLUSTRATION: MARCUS LANGER s gibt Zahlen, die zunächst positiv stim- men. Dazu gehören dieWetterdaten des vergangenen Jahres: Berlin konnte mit einem Temperaturdurchschnitt von 11,4 Grad und beinahe 2.165 Stunden Son- nenschein neue Rekorde verzeichnen. Die Kehrseite dieser Daten kennt Andreas Friedrich, Pressesprecher des Deutschen Wetterdienstes: „Das Jahr 2018 stand ganz im Zeichen des Klimawandels.“ Nicht nur viel zu heiße und trockene Sommer, auch heftige Gewitter, Stürme oder Starkregen ver- ursachen in der wachsenden Stadt Berlinwiederholt Probleme. Eine der Herausforderungen: Durch die rasant zunehmende Verdichtung und Versiegelung Berlins müssen immer größere Mengen Regenwas- ser abgeleitet und die Infrastruktur noch leistungs- fähiger gestaltet werden. Da die Ausbaumöglichkei- ten begrenzt sind, gewinnt die dezentrale Bewirt- schaftung von Regenwasser dort, wo es anfällt, etwa auf Grundstücken oder im Straßenraum, immens an Bedeutung. Unterstützung bietet in diesem Themenfeld die vom Land Berlin gemeinsam mit den Berliner Was- serbetrieben gegründete Berliner Regenwasseragen- E 20 berliner wirtschaft 02 / 2019 Durch regenerative Energiequellen soll Berlin klimaneutral bis 2050 werden schwerpunkt / Klimaschutz

RkJQdWJsaXNoZXIy MzI1ODA1