Berliner Wirtschaft 1/2019

sem Anbieter auch nicht alle zwei Wochen zum Arzt gehen. Ich habe es selbst ausprobiert und wollte die- se Idee nach Deutschland bringen. Und in Deutsch- land ist Berlin im Moment der beste Standort für ein Start-up. Weil Sie ameinfachsten geeigneteMitarbeiter finden? Berlin hat als Start-up-Hub viele Vorteile. Hier gibt es eine Menge Menschen, die unternehmerisch tätig seinwollen. Die vielen erfolgreichen Start-ups, die hier entstanden sind, motivieren zu neuen Gründungen so- wie zur Mitarbeit in solchen Firmen. Außerdem ha- ben die Financiers Berlin entdeckt. Es kommen auch aus den USA immer mehr Risikokapitalgeber, weil sie hier investieren wollen. Außerdem ziehen Leute aus der ganzenWelt nach Berlin, umStart-ups zu gründen oder in Start-ups zu arbeiten. Die Soundcloud-Grün- der kommen aus Schweden. ImN26-Team sind Grün- der, die – wie ich – aus Österreich stammen. Aber es hat sich doch bestimmt herumgesprochen, dass auch in Berlin die Mieten kräftig stiegen. Ja, das stimmt. Aber die anderen großen Metropolen, die mit Berlin verglichen werden, sind noch deutlich teurer. In NewYork habe ich viermal so viel Miete be- zahlt wie hier in Berlin. Ich höre im Ausland oft, dass Berlin derzeit "the hottest town in the world" ist. Die Clubszene hat immer noch einen sehr guten Ruf, das ist auch viel wert. Für Gründer ist letztlich interessant, dass es hier ein sehr gut ausgebautes Ökosystem für Start-ups gibt. Inkubatorenwie Rocket Internet haben viel dazu beigetragen. Warum sind Inkubatoren für ein Start-up-Ökosys- tem so wichtig? Sie tragen dazu bei, dass es viele Leute in der Stadt gibt, die schon Erfahrung in Start-ups gesammelt ha- ben.Wer ein Unternehmen aufbaut, dem liegt viel da- ran, Leute zu finden, die schon ein paar Jahre Erfah- rung in neu gegründeten Firmen haben oder auch als Unternehmensberater tätigwaren. In Berlin gibt es die. Auch IT-Entwickler sind hier einfacher zu finden als anderswo. War es denn schwierig, für Ihr neues Unternehmen Mitarbeiter zu finden? Es ist nie leicht, gute Leute zu finden. Aberwir konnten das Personal bei SunshineSmile sehr zügig auf mitt- lerweile 80 Mitarbeiter aufstocken. Es geht also. Sehr beeindruckend ist die Internationalität hier: Rund 90 Prozent unserer Mitarbeiter kommen aus anderen Ländern – China, Taiwan, Japan, Indien, Türkei, USA, Afghanistan zum Beispiel. Das ist sehr breit gefächert. Sehen Sie auch noch Verbesserungspotenziale für das Start-up-Ökosystem Berlin? Das Wetter imWinter. Dafür war der Sommer aber sehr schön. Stimmt, und das ist auchwichtig. Ich meine das ernst. In den USA legen die Leute sehr viel Wert darauf, Lifestyle und Arbeiten miteinander zu verbinden. Anders ist auch der Aufschwung von Silicon Beach in der Metropolregionvon Los Angeles nicht zu erklären. Dort gibt es schon mehr als 500 Tech-Start-ups. Was in Berlin langsam zum Problem wird, ist der Mangel an Büroflächen. Aber ansonsten ist alles da –vor allem glaube ich, dass hier noch sehr viel mehr Risikokapi- tal untergebracht werden wird. Berlin ist für Gründer jetzt richtig gut. Ein deutsches Silicon Valley? Im Silicon Valley gab es amAnfang Universitäten und Risikokapital. Diese Standortfaktoren gibt es in Berlin Constantin Bisanz glaubt, dass das Silicon Valley an Attraktivität für Gründer verliert, Berlin dagegen weiter gewinnt 30 berliner wirtschaft 01 / 2019 schwerpunkt / Interview Es zieht Leute aus der ganzen Welt nach Berlin, um Start-ups zu gründen oder in Start-ups zu arbeiten. Constantin Bisanz Business Angel

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